Das Glaubensbekenntnis
"Asch-schahâdatan الشهادتان"
“Lâ ilâha illa Allah Muhammadu r-Rasûlullah”
“Es gibt keine Gottheit außer Allah, Muhammad ist Allahs Gesandter”
Das Aussprechen des Glaubensbekenntnisses ist der erste Schritt auf dem Weg in die Religion des Islam. Es besteht in einem Satz, der das Bekenntnis der Einheit und Einzigkeit Allahs und die Anerkennung des Propheten Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – als Allahs letztem Gesandten ausdrückt. Dieses Bekenntnis ist die Wurzel der Religion und in ihm sind alle Geheimnisse zur Rettung der Menschheit enthalten.
Das Glaubensbekenntnis ist die Essenz des Islam und seiner gesamten Lehre; alle Einzelbestandteile des Islam sind abhängig von dieser Essenz. Deshalb ist das Aussprechen dieser heiligen Worte die vorzüglichste und beste aller Formen von Gottesdienst. Die Worte des Glaubensbekenntnisses lauten:
„Asch-hadu an lâ ilâha illa Allah wa asch-hadu anna Muhammadan rasûlullah“
„Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allah und ich bezeuge, dass Muhammad Allahs Gesandter ist“
Um den Islam anzunehmen, ist es notwendig, diese Worte mit der Zunge auszusprechen und im Herzen zu akzeptieren. Das Glaubensbekenntnis beinhaltet alle Weisheit und alle Wahrheiten des Qur’ân. Mit anderen Worten ist der gesamte Qur’ân Ausdruck dieses Bekenntnisses. Die Essenz des Qur’ân besteht im Glauben an die Einheit Gottes (Tauhîd).
Aspekte des Glaubensbekenntnisses
Das Glaubensbekenntnis besteht aus zwei Teilen. Der erste beinhaltet die Bezeugung der Existenz und Einheit Allahs, der zweite bestätigt Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – als Gesandten Allahs. Der Glaube wird in der Seele erst durch die gemeinsame Verinnerlichung dieser beiden untrennbaren Teile verwurzelt. Nur einer von ihnen ist deshalb unzureichend. Es ist wichtig, sich der untrennbaren Einheit dieser beiden Bestandteile des Glaubensbekenntnisses bewusst zu sein und die Wichtigkeit des Glaubens an das Prophetentum Muhammads – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – zu erkennen.
In einem der Verse des heiligen Qur’ân heißt es dazu:
„Und wer Allah und Seinem Gesandten gehorcht, hat bereits gewaltigen Gewinn erlangt!“ (33:71)
Die Essenz des ganzen Universums, das als Ergebnis der Liebe Allahs, die Er Seiner gesamten Schöpfung und besonders den Menschen entgegenbringt, in Erscheinung trat, besteht aus dem Licht Muhammads – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden.
Im heiligen Qur’ân bestätigt Allah die Ehrenstellung, Vorzüglichkeit und Erwähltheit, die Er Seinem Propheten Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – verliehen hat:
„Und Wir haben dir deine Erwähnung (deines Namens) erhöht!“ (94:4)
Das Glaubensbekenntnis beginnt mit den Worten ‚Es gibt keine Gottheit’ und damit werden alle anderen Gottheiten aus dem Herz verbannt.
Dies ist eine Befreiung und ein Schutz für das Herz vor den falschen Gottheiten, den Begierden und Wünschen, wie im Qur’ân beschrieben wird:
„Hast du den gesehen, der seine eigenen Gelüste zu seiner Gottheit gemacht hat?“ (45:23)
Nachdem dann alle falschen Gottheiten aus dem Herzen entfernt wurden, folgen die Worte ‚außer Allah’. Dies bedeutet, dass der Palast des Herzens, der von allem anderen gereinigt wurde, erfüllt wird mit dem Licht Allahs.
Und durch die darauf folgenden Worte ‚Muhammad ist Allahs Gesandter’ wird die Liebe zum Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – im Herzen verankert.
Derjenige, dem die Geheimnisse dieses Bekenntnisses zuteilwerden, nimmt seinen Platz im Kreise derer ein, die Allah und Seinen Propheten lieben; er wird zu einem derer, denen die Stufe höchsten Glücks verliehen wurde.
Aus diesen Gründen ist im Islam das Glaubensbekenntnis, das Bezeugen der Einheit Allahs und die Anerkennung Muhammads – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden –, Seines Gesandten und Dieners – diese eröffnende Bestätigung mit dem Herzen und der Zunge – die Voraussetzung zum Eintritt in den Glauben.
Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden –, erschaffen als Erhabenster aller Geschöpfe, ist der größten Liebe, Ehrerbietung und des höchsten Respekts würdig. Er ist der Freundlichste und Tugendhafteste von allen, der großzügigste und einzigartige Führer der Menschheit. Er war es, der eine Gesellschaft, die Neugeborene bei lebendigem Leibe im heißen Wüstensand begrub, in eine Gemeinschaft voller Mitgefühl und Barmherzigkeit verwandelte, indem er sie das Buch Allahs und Seine Weisheit lehrte. Ihn als allen anderen überlegen zu betrachten und unvergleichlich zu lieben ist ein Zeichen vollkommenen Glaubens. Der Prophet selbst – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hat dazu gesagt:
„Keiner von euch ist wirklich gläubig, bis ich ihm lieber bin als er selbst, seine Eltern, Frau und Kinder und die Menschen allesamt!“
Dies ist eine ziemlich aufrüttelnde Aussage und beinhaltet zugleich eine starke Warnung: Denen, die fern seiner Liebe sind, bleiben die Wege spiritueller Erleuchtung und Weiterentwicklung verschlossen! Der Same der Liebe kann nur auf dem Boden der Liebe zu ihm sprießen. Sie ist der Quell der Segnungen der Seelen. Auf dem Boden der Liebe zu ihm erwachsen aus den Kristallen versteinerter Seelen Juwelen.
So müssen wir ernsthaft über die Worte des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – nachdenken:
„Der Mensch wird (im Jenseits) mit dem sein, den er liebt!“
Und wir müssen deshalb stets bemüht sein, unsere Lehre aus den folgenden Versen zu ziehen:
„Und was euch der Gesandte gibt, das nehmt an; und was er euch verbietet, davon haltet euch fern. Und fürchtet Allah, wahrlich, Allah ist streng im Strafen.“ (59:7)
Der erste Teil des Glaubensbekenntnisses, des ersten Grundpfeilers des Islam, beinhaltet die Anerkennung der Dienerschaft gegenüber Allah. Der zweite Teil verleiht der Gefolgschaft gegenüber der Rechtleitung des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – Ausdruck, die wiederum Bedingung dafür ist, dass der Diener in rechter Weise seinem Herrn dienen kann.
Die folgenden Voraussetzungen sind nötig, damit dieses Bekenntnis seinen Platz im Herzen finden kann:
1. Das Herz muss mit seinem Herrn sein.
Das wird möglich durch Gottesgedenken, so wie es im Qur’ân geschrieben steht:
„… zweifelsohne finden die Herzen Frieden im Gedenken Allahs.“ (13:28)
Das Wort ‚Herz’ bezeichnet hier nicht nur das physische Körperteil, ein Stück Fleisch, sondern das Zentrum der Empfindungen, welches die spirituelle Bedeutung des Wortes ‚Herz’ ausmacht. Und das Wort ‚Gedenken’, bedeutet nicht nur die Wiederholung der Namen Allahs in Worten, sondern die Wahrnehmung des Herrn durch das Herz. Nur so findet das Herz Frieden und kann sich spirituell entwickeln.
Die Herzen, die dieses Ziel bereits erreicht haben, sind ständig fasziniert von den Erscheinungen göttlicher Schönheit. Sie bewundern die Schönheit der Existenz und sind sich bewusst, dass all dies nichts anderes als der Ausdruck göttlicher Vollkommenheit ist.
2. Wachsende Liebe zum Gesandten Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – im Herzen, die einhergeht mit Zuneigung zu denen, die dem Glauben zugewandt sind und Abwendung von denen, die ihm feindselig gegenüberstehen.
Liebe oder Zuneigung sind Voraussetzungen für aufrichtigen Glauben. Durch Zuneigung, Gottesdienst und rechtschaffenes Handeln wird das Leben des Gläubigen mit Freude erfüllt und gesegnet, so dass seine Art, die Existenz zu erfahren, sich positiv verändert. Er empfindet das Geheimnis der aufgehenden Sonne am Morgen und ihres Untergangs am Abend. Er kann die Sehnsucht des Künstlers, all dies in wunderbaren Gemälden zu verewigen, nachempfinden. Doch was ist mit dem ununterbrochenen Wechsel der Vielfalt der Farben, die sich jeden Augenblick des Tages verändern? … Vielfarbige Veilchen, Lilien, Rosen … Wie können sie aus der schwarzen Erde all diese Farben hervorbringen? Kurzgesagt, wer seine Augen, erfüllt vom Gefühl der Zuneigung, schweifen lässt und sich selbst und das Universum betrachtet, wird überwältigt sein von all den Wundern, die er dabei zu Gesicht bekommt.
Die größte Errungenschaft, nach der Annahme des Glaubens, besteht darin, sich einem spirituellen Training zu unterziehen, das einen weiter voran auf dem Weg der Liebe zu Allah und Seinem Propheten führt – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden.
3. Das Zusammensein mit den rechtschaffenen Dienern Allahs und die Nachahmung ihres Beispiels im Gottesdienst und in der allgemeinen Lebensführung.
Gemäß den Erkenntnissen der modernen Psychologie besitzen ‚energische Charaktere’ ansteckende Wirkung. Das heißt mit anderen Worten, Charaktereigenschaften sind ebenso von einem Menschen auf den anderen übertragbar wie Krankheitserreger. Die Prophetengefährten, die zuvor ein Volk von Unwissenden waren, verwandelten sich durch die Inspiration, Erleuchtung und spirituelle Energie, die sie im Kreise des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – erfuhren, zur tugendhaftesten Gemeinschaft der gesamten Weltgeschichte.
Und selbst Qitmîr, der Hund der Siebenschläfer (Ashâbu l-Kahf), erlangte eine segensreiche Stellung durch sein Zusammensein mit diesen frommen Menschen.
4. Freundlicher und mitfühlender Umgang mit allen Geschöpfen um ihres Schöpfers willen.
Von all Seinen vielen Eigenschaften begegnet Allah Seinen Dienern am meisten durch die, die Seinen göttlichen Namen ‚der All-Gnädige’ und ‚der All-Barmherzige’ entspringen und inspiriert dadurch Seine Diener mit Barmherzigkeit. Wer seinen Herrn liebt, der behandelt auch Seine Geschöpfe freundlich und mit Liebe. Selbst das Töten einer gefährlichen Giftschlange sollte deshalb in einer Weise geschehen, die kein unnötiges Leiden verursacht.
All diese Dinge sind Ausdruck und Implikationen des Glaubensbekenntnisses, sie sind wie die Zähne des Schlüssels des Glaubensbekenntnisses, welches der Schlüssel zum Paradies ist.